Man nimmt an, dass es die Uhlenburg bei Ivenrode gewesen ist. Wahrscheinlicher ist wohl, dass sich dieser vierte Sitz in Groß Santersleben befunden hat. Eine Urkunde von 1215 erwähnt, dass Herzog Otto von Lüneburg sein Eigentum den Streitern Christi, welche den Tempel zu Jerusalem daselbst dienten, zum beständigen Besitze verliehen habe. Der bedeutendste Sitz der Templer war das Haus oder der Hof des Ritterordens vom Tempel zu Jerusalem auf der südlichen Höhe am Nonnenspring in der Nähe der wüsten Dorfstätte Wichmannsdorf. Dort stand ein festes, massives Haus mit Turm, von Wall und Gräben umgeben. Der Wächter ließ die Einlass begehrenden über die Zugbrücke ein. Hier lebten vier Ritter unter dem Meister oder Komtur, aus angesehenem gebildetem Adel entstammend, mussten sie einige Jahre im heiligen Land gelebt und dort die hohen Gelübde ihres Ordens erfüllt haben. Sie trugen ein rotes Kreuz auf weißem Mantel. Geheimnisvoll wurden die Sitten und Gebräuche des Ordens gehalten und geübt, so dass unsere Väter die Stätten dieser Ritter mieden und fürchteten. Nach und nach erwarb der Tempelhof zu Wichmannsdorf viele Einkünfte und Güter in den benachbarten Orten und Wäldern. Vor 1289 gehörte dem Orden schon der größte Teil von Bülstringen, wozu er noch 1289 vom Grafen von Wernigerrode einige Lehensrechte erkaufte und vom Grafen Konrad das Dorf Wolfshausen geschenkt erhielt.
Bruno von Eilsleben verlieh bei der Aufnahme seines Sohnes in den Orden die Rechte an 5 Höfen und 5,5 Hufe Land in Bülstringen. Als letzter Komtur zu Wichmannsdorf wird 1307 Friedrich von Alvensleben, der zugleich Provinzialmeister des Templerordens in Alemanien und Slavien ist, erwähnt. Er ist „ ein ausgezeichneter Mann in dem sich, wie Pius der Zweite sagte, der Adel eines uralten Geschlechtes, persönliche Würde , Charakterstärke und Seelengröße mit einer strengen Gerechtigkeit verbunden habe.“
Unter ihm schien eine Glanzzeit für Wichmannsdorf anzubrechen, aber es kam anders. Der Templerorden hatte Neid und Haß, Furcht und Mißtrauen bei Philipp dem Schönen von Frankreich hervorgerufen. Er ließ von 1307 an alle Ritter gefangen nehmen. In Deutschland ist kein Blut bei der Aufhebung dieses Ordens geflossen. Friedrich von Alvensleben verkaufte 1307 mit Einwilligung der Ritter die Güter des Tempelhofes zu Wichmannsdorf, nämlich für 300 Mark Silber Bülstringen seinem Bruder Albrecht von Alvensleben. Nachdem er das Geld für alle Grundstücke erhalten hatte, verschwand er mit seinen Ordensbrüdern. Niemand weiß, wo sie geblieben, keine Urkunde erwähnt ihr Ende oder ihren Aufenthalt. Man vermutet, dass sie auf der Linderburg bei Utmöden ihr Leben beschlossen haben. Der Tempelhof aber zerfiel, er wurde abgebrochen und aus den Steinen soll der südliche Turm des Schlosses Hundisburg erbaut worden sein. Dieser führt deshalb den Namen Tempelherrenturm. Nur die Kapelle blieb noch stehen, bis auch sie mit dem Nahen Wichmannsdorf um die Mitte des 15. Jahrhunderts verödete. Heute ist die einstige Wohnstätte der Weißmäntel mit Wald bestanden.
Entnommen der Heimatkunde des Kreises Neuhaldensleben
Von Kantor Bock, Emden
Neuhaldensleben1920